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AWS Strands Agents: Der einfache Weg zu eigenen KI-Agenten
Was wäre, wenn ein KI-Agent bei einer Anfrage nicht starr einem festen Schema folgt, sondern selbst entscheidet, welcher Weg am besten zum Ziel führt? Er erkennt, ob es sich um ein technisches Problem handelt und leitet die Anfrage an den Support-Agenten weiter oder ob es um Rechnungsfragen geht und ruft den Billing-Agenten auf. Diese Entscheidungen erfolgen automatisch, ohne aufwendige Vorab-Konfiguration. Genau hier setzt das neue AWS Strands Agents SDK an: Es liefert die Werkzeuge, um mit wenigen Zeilen Code solche Agenten zu entwickeln und einzusetzen.
Warum KI-Agenten gerade jetzt relevant sind
Wie Strands Agents funktioniert
Das Strands Agents SDK ist ein Open-Source-Framework von AWS, das die Entwicklung von KI-Agenten mit Python deutlich vereinfacht. Es ist modular aufgebaut, leichtgewichtig und so konzipiert, dass es von einfachen Prototypen bis hin zu komplexen Produktionsszenarien eingesetzt werden kann. Statt auf starre Prozess-Modelle zu setzen, folgt Strands dem Model-Driven Approach. Dabei übernimmt das Large Language Model die Rolle des Orchestrators. In einem Agent Loop analysiert es die Aufgabe, wählt passende Tools aus, führt diese aus und bewertet anschliessend das Ergebnis. So entsteht ein flexibles System, das sich an neue Situationen anpassen kann, ohne dass alle Abläufe vorher manuell festgelegt werden müssen.
Die zentrale Stärke von Strands liegt in seinen Tools. Dabei handelt es sich um kleine Funktionsbausteine, die einem Agenten konkrete Fähigkeiten verleihen, etwa das Einlesen einer Datei, den Abruf von Daten aus einer API oder die Berechnung von Kennzahlen. Solche Tools lassen sich einfach selbst definieren oder aus einer wachsenden Community-Bibliothek übernehmen. Über das Model Context Protocol können zudem weitere APIs und Services angebunden werden. Die Ausführung kann sequenziell erfolgen, wenn ein Ergebnis auf dem anderen aufbaut, oder parallel, wenn mehrere Schritte gleichzeitig sinnvoll sind.
Strands Agents unterstützt sowohl einfache Szenarien mit einem einzelnen Orchestrator als auch komplexe Multi-Agent-Setups, in denen mehrere Agenten zusammenarbeiten. Ein Beispiel dafür ist ein Kosten-Analyse-Agent, der mit einem Incident-Response-Agenten arbeitet: Bei auffälligen Ausgaben gibt er nicht nur eine Warnung aus, sondern hilft gleichzeitig, die Ursache einzugrenzen. Eine besondere Stärke liegt zudem in der engen Integration mit der AWS-Umgebung, die ein reibungsloses Deployment auf Dienste wie Lambda, Fargate oder EKS ermöglicht.
Damit Agenten zuverlässig arbeiten, bietet Strands Agents Mechanismen für Context und State. Eine Gesprächshistorie stellt sicher, dass Informationen aus früheren Interaktionen berücksichtigt werden. Zusätzlich können wichtige Variablen im Agent State hinterlegt werden. Mit strukturierten Ausgaben lässt sich steuern, dass ein Agent Ergebnisse in einem festgelegten Format zurückgibt, was die Integration in bestehende Systeme vereinfacht.
Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die Observability. Bei jeder Ausführung erfassen die Agents Telemetrie-Daten, Traces und Logs. Diese können mit gängigen Standards wie OpenTelemetry ausgewertet werden. So behalten Entwickler und Betreiber Kosten, Verhalten und Qualität jederzeit im Blick. Ergänzend stellt das SDK Sicherheitsfunktionen wie Bedrock Guardrails bereit, die unerwünschte Inhalte abfangen und sensible Daten schützen.
Sind Agenten mit den nötigen Sicherheits- und Monitoring-Funktionen ausgestattet, folgt als nächster Schritt das Deployment. Der Einstieg beginnt häufig mit einem lokalen Testlauf. Sobald ein Agent zuverlässig funktioniert, lässt er sich problemlos auf AWS-Services wie Lambda, Fargate oder EKS bereitstellen. So wird aus der ersten Idee schnell ein produktiver Einsatz. Wie sich diese Funktionen in der Praxis nutzen lassen, zeigt nachfolgend ein Beispiel aus dem Bereich Cloud-Kostenmanagement.
Praxisbeispiel: FinOps-Agent
Ein praktisches Anwendungsbeispiel für Strands Agents ist das Cloud-Kostenmanagement. Hier unterstützt ein FinOps-Agent Unternehmen dabei, Unregelmässigkeiten frühzeitig zu erkennen, Ursachen einzugrenzen und konkrete Massnahmen abzuleiten.
Zwar bietet AWS mit Cost Anomaly Detection bereits einen Managed Service für die Erkennung von Kostenauffälligkeiten. Dieses Beispiel zeigt jedoch, wie sich ein eigener Agent mit Strands Agents flexibel anpassen und in bestehende Workflows integrieren lässt. Der Fokus liegt dabei weniger auf der reinen Funktionalität, sondern auf der Einfachheit der Erstellung und Erweiterbarkeit durch eigene Tools.
Als Demo liest der Agent die Daten aus einer vereinfachten CSV-Datei, in einem realen Szenario könnte der Agent direkt mit den entsprechenden AWS Services verbunden werden. Beispielsweise könnte er über die AWS Cost Explorer API aktuelle Ausgaben abrufen, diese mit definierten Budget-Limits abgleichen und bei Anomalien automatisch Benachrichtigungen versenden oder sogar präventive Massnahmen einleiten.
- Agent erstellen: Im ersten Schritt wird ein Agent mit dem gewünschten Modell und den gewünschten Tools erstellt. Die Tools umfassen in diesem Beispiel Funktionen zum Lesen der CSV-Datei und zur Erkennung von Kostenanomalien.
- Prompt definieren: Danach erhält der Agent einen klaren Prompt, der beschreibt, welche Aufgabe er erfüllen soll. In diesem Fall lautet die Aufgabe, Cloud-Kosten zu analysieren und auffällige Muster zu erkennen.
- Output interpretieren: Das Ergebnis zeigt, wie der Agent die Daten verarbeitet und in einer strukturierten Ausgabe präsentiert. So werden Anomalien sichtbar gemacht und erste Empfehlungen abgeleitet, die sich in ein bestehendes FinOps-Setup integrieren lassen.
Fazit und Ausblick
Das AWS Strands Agents SDK bietet einen idealen Einstieg, um selbst mit KI-Agenten zu experimentieren und erste Erfahrungen zu sammeln. Als relativ neues Framework ist Strands Agents leichtgewichtig und flexibel. Durch die schnelle Weiterentwicklung und das frühe Community-Feedback eignet es sich besonders gut für Prototyping und erste Produktivanwendungen.
Neben Strands Agents existieren auch andere, teils länger etablierte Frameworks zur Erstellung von KI-Agenten, etwa LangChain, CrewAI oder LlamaIndex. Welches Framework im Einzelfall am besten geeignet ist, hängt stets vom geplanten Einsatzszenario ab. In diesem Blogpost liegt der Fokus jedoch bewusst auf Strands Agents.
Durch den modellgetriebenen Ansatz, die einfache Erweiterbarkeit über Tools und die Unterstützung von Multi-Agent-Architekturen eröffnet Strands Agents ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Ergänzt wird das durch integrierte Funktionen für Observability und Sicherheit, die für den praktischen Einsatz entscheidend sind. Damit legt das SDK eine solide Grundlage für vielfältige Use Cases und deutet das Potenzial künftiger Entwicklungen klar an.
Wer tiefer einsteigen möchte, findet unter strandsagents.com die offizielle Dokumentation sowie praxisnahe Beispiele und erste Demo-Szenarien. Der vollständige Quellcode ist zudem im GitHub-Repository verfügbar.